Stanley Kubrick: Das Genie des Kinos
Am 26. Juli wäre der große Stanley Kubrick 90 Jahre alt geworden. Mit Filmen wie "2001: A Space Odyssey", "A Clockwork Orange" oder "The Shining" hat er einige der berühmtesten und großartigsten Filme aller Zeiten geschaffen. Oh-so-famous.de präsentiert einen Überblick über Leben und Werk des Genies ...
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Das Genie des Kinos
Stanley Kubrick, der am 26. Juli 90 Jahre alt geworden wäre, gilt als einer größten Filmemacher aller Zeiten. Er war und ist berühmt für seine zeitlosen Meisterwerke und berüchtigt für seine künstlerische Kompromisslosigkeit und seinen Perfektionismus. Hier eine kleine Bilderreise durch sein Leben und Werk ...

Die Anfänge
Stanley Kubrick kommt am 26. Juli 1928 in New York zur Welt. Schon als Jugendlicher begeistert er sich für die Fotografie und wird Fotograf seiner Schülerzeitung. Mit 18 Jahren erhält er eine Festanstellung beim "Look"-Magazin. Zwischen 1950 und 1953 dreht er zwei kurze Dokumentarfilme und einen Werbefilm für die Gewerkschaft der Seeleute. 1953 dreht er mit geliehenem Geld seinen ersten Spielfilm "Fear And Desire", ein Kriegsdrama mit Mini-Budget. 1955 folgt der Krimi "Killer's Kiss" und 1956 "The Killing" (siehe Foto), ebenfalls ein Krimi im Stil des Film noir, der u.a. Quentin Tarantino beeinflusst hat. Durch "The Killing" werden auch die Hollywood-Studios auf das vielversprechende Nachwuchstalent aufmerksam – und 1957 bekommt er seine Chance ...

Der Durchbruch als Filmemacher
Der Anti-Kriegsfilm "Wege zum Ruhm" ist 1957 Kubricks erste große Produktion für ein Hollywood-Studio. Gedreht wird in den Geiselgasteig-Studios in München und im Schloss Schleißheim, die Hauptrolle spielt Kirk Douglas (Foto). Während der Dreharbeiten lernt der Regisseur seine zweite Ehefrau Christiane Harlan, Tochter des berüchtigten Nazi-Regisseurs Veit Harlan, kennen – die beiden bleiben bis zu seinem Tod zusammen. 1960 ersetzt er während der bereits laufenden Dreharbeiten zu "Spartacus" den Regisseur Anthony Mann und zwar auf Drängen von Kirk Douglas, der hier ebenfalls die Hauptrolle spielt. Der Historienfilm ist eine Mammut-Produktion und Kubrick hat nur wenig Einfluss auf das Endergebnis – seine ursprüngliche Fassung wird vom Studio drastisch gekürzt. "Spartacus" wird jedoch ein Kassenschlager und legt den Grundstein für Kubricks spätere künstlerische Unabhängigkeit ...

Von Hollywood nach England
Anfang der 60er-Jahre klinkt sich Kubrick aus dem Hollywood-Studiosystem aus und zieht mit seiner Frau Christiane auf ein Anwesen in der Nähe von London, wo er auch seine eigenen Studio- und Schnitträume einrichtet. Das erste Projekt, das er 1962 von England aus mit amerikanischem Geld produziert, ist die Verfilmung des Skandalromans "Lolita". Auch hier muss Kubrick Kompromisse eingehen, die provokante Erotik des Buchs ist zur Entstehungszeit des Films nicht auf der Leinwand darstellbar. "Lolita" (mit der jungen Sue Lyon in der Titelrolle) wird aber, so kontrovers er damals auch vom Publikum aufgenommen wird, wieder ein kommerzieller Erfolg und wird von der Kritik für seine geniale Regie- und Kamera-Arbeit gefeiert. Nach "Lolita" ist Kubrick endgültig in der Position absolute künstlerische Freiheit und Kontrolle für seine Projekte einzufordern ...

Die Meisterwerke I
Mit "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" erscheint 1964 Kubricks erstes unbestreitbares Meisterwerk – eine ätzende aber rasend komische Satire über die Eskalation des Kalten Krieges und die Vernichtung der Menschheit mit einem genialen Peter Sellers in drei Hauptrollen. Danach bekommt er grünes Licht für seinen wohl bedeutendsten Film: Zwischen 1965 und 1968 entsteht "2001: A Space Odyssey" (siehe Foto). Dieses experimentelle SciFi-Epos revolutioniert das Kino mit Bildern und Spezialeffekten, wie man sie bis dahin noch nicht gesehen hatte und die bis heute faszinieren. "2001 ..." ist alles auf einmal: fantastisches Überwältigungskino, philosophische Meditation und psychedelischer Trip – und auf seine Art bis heute unerreicht. Dafür gibt es auch vier Oscar-Nominierungen (einen Award darf man in der Kategorie "Visuelle Effekte" mit nach Hause nehmen) und alle Welt wartet gespannt darauf, wie Kubrick diesen Meilenstein zu toppen gedenkt. Der reagiert mit einem gänzlich anders gearteten Film ...

Die Meisterwerke II
1971 erscheint mit "A Clockwork Orange" (siehe Foto) Kubricks kontroversester Film. Die Geschichte von Alex (Malcolm McDowell) und seinen "Droogs", die in einer dystopischen Zukunft ihren kriminellen Hobbys Gewalt und Vergewaltigung nachgehen, entzweit Kritik und Publikum, entwickelt sich aber zu einem der berühmtesten und meist zitierten Filmen aller Zeiten. Dieses Werk ist zu seiner Zeit allerdings auch ein handfester Skandal, es hagelt Boykottaufrufe und die britische Presse macht "Clockwork" für diverse vermeintliche Nachahmungstaten verantwortlich, sodass Kubrick ihn 1973 entnervt aus den britischen Kinos zurückziehen lässt – bis zu seinem Tod im Jahr 1999 wird der Film nicht mehr in England zu sehen sein. Der Nachfolger "Barry Lyndon" von 1975 ist dann ein opulentes Historien-Spektakel in grandiosen Bildern und für Kubrick-Verhältnisse fast schon konventionell. Der Film floppt damals an den Kinokassen, gilt aber von Anfang an als visuelles Meisterwerk ...

Die Meisterwerke III
Nach "Barry Lyndon" inszeniert Kubrick nur noch drei weitere Filme. 1980 erscheint die Stephen-King-Adaption "The Shining" (mit Jack Nicholson, siehe Foto), Kubricks einziger Ausflug ins Horror-Genre, der damals bei der Kritik floppt, vom Publikum aber begeistert aufgenommen wird und heute absoluten Klassiker-Status genießt. Mit "Full Metal Jacket" präsentiert er 1987 ein weiteres Anti(Vietnam)kriegs-Drama, das ebenfalls zum Klassiker avanciert, obwohl der Film seinerzeit an den US-Kinokassen floppt – aber Kubrick-Filme haben einen langen Atem. Sein letzter Film, der Erotik-Mysterythriller "Eyes Wide Shut", erscheint 1999, präsentiert das damalige Ehepaar Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen und markiert wieder einen kommerziellen Erfolg, obwohl seine künstlerischen Qualitäten im Vergleich zu den früheren Kubrick-Klassikern nicht unumstritten sind. Kubrick erlebt die US-Premiere im Juli 1999 nicht mehr, am 7. März verstirbt er in seinem Haus in England an einem Herzinfarkt ...

Die gescheiterten Projekte
Kubricks größtes Wunschprojekt war ein Filmepos über Napoleon Bonaparte. Seit den 60ern hatte er Jahre in die Recherche investiert, ein episches Drehbuch verfasst, und um das Jahr 1970 herum hatten bereits Probeaufnahmen stattgefunden. Im gleichen Jahr erschien dann allerdings der Napoleon-Film "Waterloo", der brutal floppte und Kubrick veranlasste, das Projekt schließlich aufzugeben. Seine historischen Recherchen flossen dann in "Barry Lyndon" ein. In den 90er-Jahren arbeitete Kubrick an dem Holocaust-Drama "Aryan Papers", das er wiederum aufgab als Steven Spielberg 1993 "Schindlers List" veröffentlichte. Um die gleiche Zeit herum arbeitete er außerdem an dem SciFi-Epos "A.I.", das er aber schließlich seinem Freund Steven Spielberg "vererbte", weil er der Meinung war, "A.I." sei mit den damaligen technischen Möglichkeiten nicht adäquat umzusetzen. Die Spielberg-Version (siehe Foto), die sich eng an Kubricks Vision orientiert, erschien schließlich 2001 ...

Der Perfektionist
Kubricks Perfektionismus ist legendär und hat so manchen Darsteller und so manche Crew an den Rand des Nervenzusammenbruchs geführt. Manche Takes ließ er dutzende Male wiederholen – und das, ohne z.B. seinen Schauspielern konkrete Anweisungen zu geben. Denn: "Ich weiß manchmal nicht, was ich eigentlich will, ich weiß nur genau, was ich nicht will." Kubrick-Drehs erreichten schließlich epische Ausmaße, "The Shining" zog sich beispielsweise über mehr als 200 Drehtage hin (Hauptdarstellerin Shelley Duvall begann vor Stress unter Haarausfall zu leiden), für "Eyes Wide Shut" benötigte er sogar über 350 – alleine an einer vermeintlich simplen Dialogszene zwischen Tom Cruise und Sydney Pollack wurde über drei Wochen gedreht. Es gab aber auch Darsteller, die diese Arbeitsweise nicht mitmachten. Harvey Keitel verließ das "Eyes Wide Shut"-Set nach seinem ersten Drehtag, nachdem ihn Kubrick 60 Mal durch eine Tür hatte gehen lassen ...

Die Verschwörungstheorien
Stanley Kubrick steht seit fast 50 Jahren im Fokus diverser Verschwörungstheorien. Die populärste besagt, die erste Mondlandung (wie auch alle folgenden) habe nie stattgefunden, sondern sei 1969 von Kubrick im Auftrag der "Machtelite" inszeniert worden. Besagte Elite besteht aus satanistischen Freimaurern/Illuminaten, die seit Jahrhunderten das Weltgeschehen steuern, um die Menschheit in ihrer "Neuen Weltordnung" zu versklaven. Als Beleg für die Existenz dieser Geheimgesellschaft gilt u.a. die Orgien/Ritual-Sequenz in "Eyes Wide Shut". Kubrick selbst hatte übrigens die US-Premiere des Films auf den 16. Juli 1999 festgelegt – der 30. Jahrestag der Mondlandung. Und in "The Shining" hat er noch ein besonders schönes Easter Egg gelegt: Der kleine Danny irrt in einem Pullover auf dem eine Apollo-Rakete abgebildet ist durch die Gänge des Overlook-Hotels und "landet" vor dem verwunschenen Zimmer 237. Die Distanz zwischen Erde und Mond beträgt 237.000 Meilen ...

Das Vermächtnis
Stanley Kubrick, der nie den Regie-Oscar gewann, gilt als eines der größten Regie-Genies aller Zeiten, das mit akribischer Sorgfalt und kompromisslosem Perfektionsdrang einige der großartigsten und berühmtesten Momente der Filmgeschichte geschaffen hat. Es ist dieser obsessive Perfektionismus, den man auch als emotionale Kälte kritisiert hat, der seine Filme so unverwechselbar macht und sein Werk zu einer unerschöpflichen Referenzquelle für die gesamten Pop-Kultur. Er hat dem Film neue Möglichkeiten erschlossen, und das betrifft alle Aspekte der Inszenierung, von der Erzählung über die Kamera bis hin zum Einsatz der Musik. Kubricks erklärter Lieblingsfilm war übrigens "Eraserhead" (1977), das Spielfilmdebüt von David Lynch – auch so ein Film, der nicht erklärt, sondern nur erfahren werden kann. Und genau da führte auch Kubricks Reise hin, ins Herz des Kinos, zur puren Magie der Bilder ...
Autor: Großmutter